Reisebericht von Anneliese Woll und Jutta Hornung
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Liebe Freunde,
wie angenehm ist es jetzt doch, dass wir nicht mehr 5 Stunden für den Weg vom Flughafen zu unserem Kinderheim brauchen, sondern nur noch knapp die Hälfte der Zeit. Der neue Expressway ist eine große Erleichterung und wird trotz Maut rege genutzt. Dabei macht es auch nichts, dass die Höchstgeschwindigkeit auf 100 Km/h festgelegt wurde und streng überwacht wird. Schade ist nur, dass man jetzt nicht mehr an der Küstenlinie entlang fährt und immer wieder schöne Ausblicke auf den Palmenstrand genießen kann. Nach über 11 Stunden Flug waren wir jedoch etwas erschöpft und freuten uns, dass wir bald unsere Heimfamilie im Chathura-Kinderheim wiedersehen werden. Viel Zeit zum Akklimatisieren blieb uns nicht. Gleich bei der Ankunft wurden wir von unseren Mädchen umringt. Selbst die neuen Kinder kamen ohne Befangenheit auf uns zu. Dass wir sie alle mit ihren Namen begrüßten, legte die letzte Hemmschwelle und “Sudu-Amma“ und “Sudu-Nända“ waren daheim angekommen.
Die beiden Betreuerinnen kümmern sich liebevoll um die Mädchen und helfen bei allen Fragen. Besonders unsere fünf Kleinen sind ständig in Bewegung und brauchen viel Aufmerksamkeit.
Zum Glück sind unsere Kinder wieder gesund. Vor ein paar Monaten hatten alle mit einer schlimmen Virusgrippe zu kämpfen. Wir sind sehr dankbar, dass wir genügend Spenden bekamen, denn die teuren Medikamente machten sich bei unseren Ausgaben bemerkbar. Auch während unseren Besuchstagen hatte es immer wieder heftig geregnet. Wir bekamen einen Eindruck davon, wie es ist, wenn die Sonne nicht scheint und die Wäsche nicht mehr trocknet und sich alles feucht anfühlt.
Die Reisfelder neben unserem Kinderheim waren durch die täglichen Regenfälle überschwemmt. Trotzdem mussten die Bauern ihre Reisfelder für die nächste Aussaat vorbereiten.Tagelang durcharbeiteten sie von früh bis spät den schlammigen Boden. Ohne zusätzliche Muskelkraft schaffte es der Motor der Fräse nicht.
Knietief im Schlamm zogen die Bauern Schritt für Schritt die schwere Maschine vorwärts... eine wirklich mühsame Arbeit. Wenn der Boden etwas abgetrocknet ist, wird der Reissamen eingesät. Wird sich die viele Arbeit dieses Mal lohnen. Oftmals kommen genau zur Erntezeit wieder Überschwemmungen, die die Ernte vernichten.
Im Juli konnten sich unsere Kinder über den Besuch von Familie Prusko aus Altenkirchen freuen. Sie hatten ganz besondere Geschenke dabei. Unsere Mädchen bekamen zwei nagelneue Keyboards, auf denen jetzt fleißig geübt wird.
Auch Trommeln und die traditionellen sri-lankischen Tänze müssen unsere Mädchen lernen. Zuerst muss die Trommel aber richtig gespannt werden... Mama Vinitha weiß wie das geht.
In unserem Garten gibt es Bananenstauden und Kokosnüsse, Kakteen und herrliche Blüten.
Die Königin der Nacht (eine Kakteenart) kann sich bei uns auf einem Dach ausbreiten und hat dieses Jahr wieder geblüht.... nur eine Nacht. Dann kamen die Früchte, zuerst sind sie grün und wenn sie reif sind rosa-rot. Diese Früchte kann man bei uns als Drachenfrucht kaufen.
Streifenhörnchen, ein neugieriges Chamäleon und eine Schlange kamen zu Besuch … für die Kinder nichts Ungewöhnliches … für uns schon. Mit solchen Besuchen muss man in Sri Lanka immer mal rechnen.
Ein Mädchen freut sich... gerade war ihre Mutter da und hat ihr Früchte aus dem Garten mitgebracht. Leider hat sich ihre Familiensituation immer noch nicht verbessert. Die ewigen Streitereien zuhause gefallen ihr gar nicht. Dann bleibt sie doch lieber im Chathura-Kinderheim. Bei jedem unserer Mädchen kennt Mama Vinitha die traurige Familienverhältnisse. Vielleicht ändert sich ja irgendwann etwas zum Besseren. Solange dürfen die Kinder bei uns sorglos und behütet ihre Kindheit genießen. Die strahlenden Augen verraten uns, dass es ihnen im Chathura-Kinderheim gefällt.
Bei unseren jährlichen Besuchen müssen wir uns auch über die bauliche Substanz unserer Gebäude informieren. Zum Beispiel, dass einige Dachplatten undicht sind und es immer wieder reinregnet oder dass der alte Drahtzaun nach nun schon 13 Jahren erneuert werden muss. Auch die Mauer ist an manchen Stellen eingebrochen und muss renoviert und gestrichen werden. Ach ja, da sind auch noch die Holzfenster, die nach Jahren einen neuen Holzschutzanstrich brauchen oder die Waschmaschine, die nicht mehr korrekt arbeitet.
Gemeinsam mit unserer Heimleitung begutachten wir alle Schadstellen und überlegen, wie wir die notwendigen Reparaturen und Anschaffungen finanziell stemmen können. Wir hoffen, dass uns unsere Spender nicht im Regen stehen lassen und wir wieder mit Unterstützung rechnen dürfen. Das Chathura-Kinderheim soll ja noch viele Jahre Kindern ein neues Zuhause geben. Dazu brauchen wir neben einer liebevollen Erziehung und Versorgung auch saubere und ordentliche Gebäude und Ausstattung.
Wie überall in Sri Lanka werden auch in unserer Küche große Töpfe aus Aluminium zum Kochen verwendet. Nach jedem Kochen werden diese Töpfe blank gescheuert und damit auch immer wieder Alu-Partikel gelöst. Wir alle wissen, dass Kochgeschirr aus Aluminium auf Dauer nicht gesund ist. Große Töpfe aus Edelstahl sind jedoch sehr teuer, die können wir uns nicht leisten.
Jeden Morgen vor 7 Uhr immer wieder die gleichen Vorbereitungen für die Schule. Schuluniform anziehen, die schweren Taschen kontrollieren, Schulschuhe und Socken anziehen, Haare flechten, Blumen für den Schultempel im Hof pflücken... und ab geht's zum Schulbus.
Nach sechs Stunden oder mehr in heißen Schulsälen freuen sich alle, wenn sie daheim sind und endlich die Schuluniform und die schweren Schuhe ausziehen dürfen. Daheim laufen unsere Mädchen am Liebsten den ganzen Tag barfüßig. Das ist auch viel einfacher, da man in Sri Lanka im Haus eh keine Schuhe trägt.
Nach den Hausaufgaben freuen sich alle aufs Spielen.
Sorgloses Spielen im Chathura-Kinderheim..... unsere Kinder freuen sich und bedanken sich, dass Sie ihnen das ermöglichen.
Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein glückliches Neues Jahr
Herzliche Grüße
Ihre
Anneliese Woll und Jutta Hornung
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.