Reisebericht über den Tagesablauf im Chathura-Kinderheim

- von Anneliese Woll -

 
Im Januar 2006 habe ich zwei Wochen zusammen mit den Kindern in unserem Haus in Mabotuwana gelebt.
Mit Vinitha, unserer Betreuerin, habe ich mir ein Zimmer geteilt. Vinitha hat das Haus ganz liebevoll gestaltet.
Aufenthaltsraum im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka Vinitha korrigiert die Hausaufgaben der Kinder im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka

Nithas Kinder, die Halbwaisen Nadika, Imasha, Dilhani und Lahiru, die seit September 2005 hier wohnen, fühlen sich sehr wohl. Der Tagesablauf ist ruhig und harmonisch. Mit einer Engelsgeduld hilft sie stundenlang am Nachmittag bei den Schularbeiten. Fleißig lernen die Kinder für die Schule, um das Versäumte nachzuholen. Aber es wird noch Jahre dauern, bis sie die schrecklichen Erlebnisse des vergangenen Jahres vergessen haben.
Nach dem Tod ihres Mannes musste Nitha versuchen Geld zu verdienen. Die Kinder waren sich selbst
überlassen. Auf die Schule bzw. die Hausaufgaben wurde kaum Wert gelegt, das nackte Überleben stand im Vordergrund.

Nitha hat nur zwei Jahre eine Schule besucht und ist nicht in der Lage ihren Kindern bei den Schularbeiten zu helfen. Durch den Tod des Vaters, nach dem die Familie völlig mittellos war, drohte der unaufhaltsame, soziale Abstieg......was wäre aus diesen Kindern geworden??

 
Ich konnte mich nur mit ein paar Worten mit Nitha auf Singhalesisch unterhalten, aber auch ein dankbarer Blick mit Tränen in den Augen und ein Händedruck sagen viel aus. Sie ist unendlich dankbar, dass sie mit ihren Kindern bei uns eine Bleibe gefunden hat.

Bereitwillig hilft sie in der Küche mit und putzt und wäscht. Sie kann ganz lecker kochen und war immer besorgt, dass ich auch genügend esse.
Nitha beim Teepfluecken im eigenen Teegarten , der zum Chathura-Kinderheim in Sri Lanka gehoertNadika, Imasha, Dilhani und Lahiru vom Chatura-Kinderheim in Sri Lanka auf dem Weg zur Sonntagsschule im Tempel (die Kleider hat Vinitha selbst genaeht) Einmal pro Woche pflückt sie Tee in unserem Teegarten, der dann von der Teefabrik zur Weiterverarbeitung abgeholt wird.
Ja, die beiden Frauen in unserem Haus harmonieren ganz gut. Vinitha hat eine Hausordnung aufgestellt, die alle befolgen. Immer hat sie ein offenes Ohr für die Kinder und nimmt sich Zeit für ihre großen und kleinen Sorgen. Sonntags gehen die Kinder zur nahen Tempelschule.

Am Abend versammelt sich die ganze Familie zum Abendgebet.

Für Lahiru haben wir bereits eine Patin gefunden. Ach, wie hat er sich gefreut, als ich ihm einen Brief mit Familienfotos und ein kleines Geschenk von dem Sohn seiner deutschen Patin übergeben habe.

Sofort hat er sich Papier geholt und auch einen Brief an seinen neuen Brieffreund in Deutschland geschrieben. Für die beiden Jungen ist es eine Gelegenheit mehr über die Kultur des anderen zu erfahren.

Immer wieder wollten die Kinder meine Singhalesisch Kenntnisse testen.
Es hat ihnen Spaß gemacht, mich schier endlose Seiten im Singhalesisch-Schulbuch vorlesen zu lassen. Na ja, ich habe zwar nicht immer gewusst, was ich gerade vorlese, aber zum Üben der Schriftzeichen nicht schlecht.
Den Kindern habe ich damit auch noch zu einem Erfolgserlebnis verholfen... endlich war da mal jemand, der schlechter Singhalesisch schreiben und lesen konnte als sie selbst.

Hinter dem Haus haben im Dezember die Bauarbeiten für den Neubau begonnen.

Maurerarbeiten am Neubau im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka
Die fünf Arbeiter schuften bei glühender Hitze und

95 % Luftfeuchtigkeit.... eine bemerkenswerte Leistung. Vieles ist schweißtreibende Handarbeit.

Die Arbeiten gehen wirklich schnell voran.

Das Gebäude steht am Hang, d.h. hinten haben wir zwei Stockwerke und vorne ein Stockwerk ebenerdig. Die untere große Aufenthaltshalle ist bereits so weit fertig, dass die Decke eingezogen werden könnte...
ja könnte !!
Denn da steht ein Strommast im Weg, der dies verhindert. Die Gebühren für die Versetzung des Mastes um ca. 2 Meter sind schon längst bezahlt..... -
aber, so ist nun mal Sri Lanka... die Männer vom Elektrizitätswerk kommen nicht bei.


schweisstreibende Handarbeit bei ueber 30° im Schatten - Maurerarbeiten fuer den Neubau am Chathura-Kinderheim in Sri Lanka


Da heißt es mal wieder Geduld bewahren und warten.

 

In einer örtlichen Zeitung in Sri Lanka wurde über unser Projekt geschrieben. Gleich darauf hat ein buddhistischer Mönch angerufen und gesagt, dass in seinem Tempelbezirk noch viele Waisenkinder vorübergehend untergebracht seien, für die er eine Bleibe sucht.

Auch ein Lehrer hat angerufen, der nachmittags in unserem Haus kostenlos Unterricht geben möchte.
Ob wir es wirklich schaffen, den Neubau noch im ersten Halbjahr einzugsbereit zu haben?
Dann muss auch noch der Gemüsegarten und der große Spielplatz mit Spielgeräten angelegt werden.

 
Wie wird es sein, wenn zwanzig Kinder sich gleichzeitig morgens für die Schule fertig machen und gleichzeitig mittags nach Hause kommen und Hunger haben. Wenn zwanzig durchgeschwitzte Schuluniformen nach der Schule ausgezogen werden und gewaschen und gebügelt werden müssen. Wird Vinitha die Schularbeiten dann auch noch alleine betreuen können? Wird unser kleines Three Wheel für den Transport der Kinder zur Schule noch ausreichen?

Über so Vieles müssen wir uns noch Gedanken machen....
aber ich bin auch ein ganz klein bisschen stolz auf das, was wir zusammen bisher erreicht haben.

Kawedde ajet oya ennewa? Wann kommst du wieder? ...haben mich die Kinder gefragt, als ich sie Anfang Februar wieder verlassen musste. In ein paar Monaten werde ich wieder bei ihnen sein. Ich freue mich jetzt schon darauf.

Bis bald.....

Ihre
Anneliese Woll
1. Vorsitzende
Verein zur Förderung und Unterstützung der Flutopfer in Galle - Sri Lanka e.V.