Der Hof beim Chathura-Kinderheim wird gepflastert.
Liebe Freunde,
gerne erzähle ich Ihnen wieder von den Aktivitäten der vergangenen Monate im Chathura-Kinderheim in Sri Lanka.
Gerade sind Besucher aus Thüringen in unserem Kinderheim gewesen und haben mir von dort eine Foto-DVD mitgebracht.
Von März bis August 2012 waren ständig ortsansässige Handwerker für unser Heim tätig.
Dadurch haben wir auch noch einigen Familien aus Mabotuwana zu einem Einkommen verholfen. Auch dies ist eine wertvolle Hilfe für Sri Lanka.
Seit Anfang des Jahres arbeiten Maurer an der Hangbefestigung und Einebnung unserer Hoferweiterung für einen neuen Spielplatz. Im August konnten dann die Beton-Verbundsteine verlegt werden.
Manche Männer tragen in Sri Lanka noch immer gern einen Sarong. Das luftige Kleidungsstück mag ja recht bequem sein, aber zum Arbeiten und besonders zum Betonmischen ist es doch eher hinderlich und für uns recht gewöhnungsbedürftig.
Im Moment werden auch einige Spielgeräte, wie ein großes Schaukelgestell und eine Rutsche, in Handarbeit von einer Schlosserei angefertigt....
aber wie immer in Sri Lanka..... das dauert seine Zeit. Alles wird hier massiv und von Hand hergestellt, dann hält es auch länger.
Immerhin sind mittlerweile die neuen Hochbetten fertig....
..nur mit den Maßen hat wohl nicht alles so gestimmt.....die Tür war zu schmal, deshalb mussten die Betten über den Balkon transportiert werden, aber oh Schreck, auch diese Tür war zu schmal.... dann hat man kurzerhand die Betten in zwei Teile zersägt und diese im Zimmer wieder zusammengeschweißt. Ja, so ist das nun mal in Sri Lanka.... alles kein Problem, man muss sich nur zu helfen wissen.
Auch die neuen Waschplätze wurden jetzt fertig gestellt. Da der Weg zu unserem neuen Brunnen zur Strasse hin offen ist, wurde der Zugang zu dem neuen Sanitärbereich aus Sicherheitsgründen jetzt mit einem Tor geschlossen.
In den vergangenen Monaten wurden Dilkis und Dilhanis "Big-Girl-Partys" im Chathura-Kinderheim gefeiert. In Sri Lanka wird der Tag der ersten Menstruation gefeiert. Es werden rituelle Waschungen vorgenommen und das Mädchen muss drei bis vier Wochen im Haus bleiben, darf auch nicht zur Schule gehen.
Ursprünglich wurde mit diesem Fest allen Kund getan, dass die Tochter des Hauses jetzt im heiratsfähigen Alter ist. Ab diesem Zeitpunkt wird das Mädchen als erwachsen angesehen und darf bis zur Hochzeit nicht mehr allein unterwegs sein..... nicht mal mehr zum Einkaufen.
Dieses Fest wird in Sri Lanka sehr aufwändig, oft mit mehreren hundert Gästen gefeiert und so manche Familie ist hinterher tief verschuldet.
Bei uns im Heim lief das Ganze etwas einfacher ab. Dilki und Dilhani haben neue Ohrringe bekommen und alle Kinder freuten sich über Festtagsessen. Danach haben die Mädchen miteinander getanzt.
Dilhani und ihre Geschwister waren die ersten vier Kinder, die wir 2005 im Chathura-Kinderheim aufgenommen haben. Dilki lebt seit fast zwei Jahren bei uns.
Anfang Mai wurde in Sri Lanka das buddhistische Wesakfest gefeiert.
Großen Spaß hatten unsere Mädchen, als sie unseren Hof mit Papierlaternen schmückten.
Im Dunkeln waren die Lampions weit zu sehen.
Selbstverständlich stand an diesem Feiertag auch ein Tempelbesuch auf dem Programm. Unsere Mädchen bestaunten die vielen bunten Gemälde und Figuren, die alle aus dem Leben von Lord Buddha erzählen.
Am 24. Mai hatte das Jugendamt ein Sportfest für alle Kinderheime im Distrikt Galle organisiert.
Auch unsere Mädchen waren mit Begeisterung dabei und gaben ihr Bestes.
Dieser schöne Tag wurde noch zu einem Ausflug ans Meer bei Koggala genutzt.
Unsere Mädchen hatten sich so sehr auf die großen Schulferien im August gefreut..... und dann das:
Einige der Kleinen hatten sich in den letzten Schultagen in der Schule mit Mumps angesteckt. In Sri Lanka gibt es wohl Schutzimpfungen gegen verschiedene Kinderkrankheiten, allerdings nicht gegen Mumps.
Vinitha war Tag und Nacht gefordert. Als sich bei den ersten Kindern Fieber und Gesichtsschwellungen eingestellt hatten, wurden sie sofort in unser separates Krankenzimmer verlegt, damit sich nicht auch noch die anderen anstecken. Ein Arzt hat gleich Medikamente verschrieben, die die Kinder tapfer schluckten.
So manche Nacht haben die kranken Kinder geweint und Vinitha saß an ihrem Bett, um sie zu trösten.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat sich dann doch die Hälfte der Kinder nach und nach mit Mumps infiziert. Nach ein paar Wochen hatten alle die Krankheit überstanden.... dann waren aber auch die Schulferien leider vorbei.
Besonders hart hatte es unsere Sewwandi, (10) getroffen......
Sie ist in der 5. Klasse und in dieser Klasse gibt es eine staatliche Prüfung, bei der man sich für eine höhere Schule qualifizieren kann. Diese Prüfung findet immer an einem Tag in den großen Ferien statt. Sewwandi ist in der Schule sehr gut und hat gute Chancen, diese Prüfung zu bestehen. Vinitha war sehr bemüht, dass sich Sewwandi nicht noch vorher mit Mumps ansteckt.....aber leider vergebens. Bereits ein paar Tage vor der Prüfung war sie krank. Da diese Prüfung nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden kann, ging das Mädchen zur Schule. Später erzählte sie Vinitha, dass ihr die Prüfung leicht gefallen sei. Jetzt heißt es abwarten.....im November wird sich zeigen, ob Sewwandi für eine höhere Schule zugelassen wird.
Sicherlich war es für die Kinder nicht leicht, als sie mit ansehen mussten, wie eines unserer Mädchen nachts einen epileptischen Anfall bekam und schlimme Krämpfe den kleinen Körper quälten. Besorgt hat Vinitha in der Nacht in Galle bei Amarathunga angerufen, der dann sofort kam. Zusammen haben sie die Kleine ins Krankenhaus nach Galle transportiert. Dort wurde sie untersucht und mit Medikamenten behandelt. Diese Medikamente wird sie wohl sehr lange nehmen müssen. Für unsere anderen Mädchen ist die Erkenntnis, dass man lernen muss mit einer Krankheit zurecht zu kommen und trotzdem ein einigermaßen normales Leben führen kann, eine wichtige Lebenserfahrung.
Im August wurde unsere kleine Kumari von einem srilankischen Ehepaar adoptiert. Es ist das erste Mal, dass eines unserer Kinder adoptiert wurde. Sicherlich ist der Trennungsschmerz bei Kumari sehr groß, da noch ihre beiden Schwestern bei uns leben. Die leibliche Mutter ist geistig behindert und nicht fähig, sich um die Mädchen zu kümmern.
Der leibliche Vater ist verstorben. Die Adoptiveltern sind weitläufige Verwandte von Kumari. Die neue Mutter ist eine Lehrerin und der Vater hat auch ein gutes Einkommen. Aber materielle Absicherung ist nicht alles. Wir hoffen alle sehr, dass es Kumari gut bei ihnen haben wird und dass sie dort glücklich und behütet aufwachsen kann.
Mitte September wurden uns zwei neue Mädchen zur Betreuung übergeben. Vihansa, 10 (links) und Kumari, 12 (rechts) heißen die beiden. Ja, so schnell kann es gehen....jetzt haben wir wieder eine Kumari bei uns. Die kleine Vihansa musste sehr unter häuslicher Gewalt durch ihren Vater leiden. Der Vater sitzt jetzt im Gefängnis und hat dort wohl sehr lange Zeit, um über seine Vergehen an seiner eigenen Tochter nachzudenken.
Weshalb Kumari zur Betreuung in unser Kinderheim gegeben wurde, muss ich noch erfragen. Sicherlich hatte aber auch dieses Mädchen sehr unter Vernachlässigung zu leiden, denn auch sie - genau wie Vihansa - kann mit nun 12 Jahren weder schreiben noch lesen und schon gar nicht rechnen. Bei beiden Mädchen existiert keine Geburtsurkunde. Das Alter wurde von einem Arzt geschätzt. So kann man es sich auch erklären, dass der Schulbehörde nicht aufgefallen war, dass sie nicht zur Schule gingen. Sie waren dort gar nicht registriert.
Wieder muss unsere Vinitha mit viel Liebe, Geduld und Ausdauer versuchen, das durch die Eltern Versäumte nachzuholen.
Wenn man bedenkt, dass unsere Sewwandi, die genau wie Vihansa, 10 Jahre alt ist, gerade in der Schule eine Prüfung für eine höhere Qualifikation ablegen konnte und Vihansa hingegen erst jetzt lesen, schreiben und rechnen mühsam lernen muss. Die beiden neuen Mädchen werden wohl sehr lange darunter leiden müssen und in der Schule hinterherhinken, bis sie die fehlende Schulzeit einigermaßen aufgeholt haben.
Sewwandi hatte nur das "Glück", dass sie bereits mit 5 Jahren zu uns kam und seit der Kindergartenzeit beim Lernen unterstützt wird.
Ich freue mich jetzt schon sehr, dass ich in den kommenden Wintermonaten wieder einige Wochen mit unseren Kindern zusammen im Chathura-Kinderheim verbringen darf.
Besonders auf Ireshas Fortschritte in der Schule bin ich schon sehr gespannt. Als Iresha vor ca. einem Jahr im Alter von auch fast zehn Jahren zu uns kam, konnte sie damals ebenfalls noch keinen Buchstaben schreiben.
Liebe Freunde, alle Bemühungen unserer Partner in Sri Lanka, den uns anvertrauten Kindern eine neue Heimat zu geben, in der sie sich wohlfühlen, wären ohne Ihre finanzielle Unterstützung nicht möglich.
Nur mit Ihrer Hilfe können wir unseren Mädchen eine sorglose Kindheit, eine gute schulische Bildung, eine ausgewogene Ernährung und eine gute medizinische Versorgung geben.
Dafür bedanken wir uns von ganzem Herzen.
Über Rückmeldungen, Fragen und Anregungen freue ich mich sehr.
Herzliche Grüße
Anneliese Woll
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.