Hofraumerweiterung beim Chathura-Kinderheim
Liebe Freunde,
einiges hat sich in den vergangenen Monaten im Chathura-Kinderheim getan und unsere Vinitha hatte wieder mal alle Hände voll zu tun. Die zweite Betreuerin, die im Dezember zu uns kommen sollte, konnten wir leider nicht einstellen. Ihre Gehaltsforderung war maßlos. Mehr als doppelt so viel, wie unsere Vinitha monatlich bekommt, wollte sie haben. Bei weiteren Gesprächen stellte sich dann immer mehr heraus, dass sie ihre neue Aufgabe wohl nicht mit dem Herzen, sondern nur wegen des Geldes machen wird. Das kann für die Betreuung unserer Mädchen nicht gut sein. Unsere Partner haben dann eine Zwischenlösung gefunden.
Imasha, die Tochter unserer Köchin Nitha, hat leider die Mittlere Reife Prüfung im Dezember nicht bestanden. Imasha ist jetzt 16 Jahre alt, sehr zierlich und auch noch sehr naiv. Damit sie noch etwas mehr Zeit hat, um Lebenserfahrungen zu sammeln und selbstsicherer zu werden, haben sie ihr angeboten in unserem Kinderheim mitzuhelfen und dabei hauswirtschaftliche Fähigkeiten zu erlernen. Imasha war von dieser Idee sofort begeistert, kann sie dadurch doch weiterhin im Kinderheim, zusammen mit ihrer Mutter und einer Schwester leben. In zwei Jahren, wenn sie volljährig ist, kann sie dann weiter entscheiden. Vinitha sagte mir, dass Imasha sehr in ihrer neuen Rolle aufgeht. Ihr Gehalt spart sie fast vollständig auf ihrem Sparkonto an. Leider reichen Imashas Schulkenntnisse nicht aus, um auch bei den Schularbeiten zu helfen. Deshalb sind wir auch weiterhin bemüht, eine zweite Betreuerin zu finden, die Vinitha bei all ihren vielen Aufgaben vertreten kann.
Anfang Januar haben wir wieder Zuwachs bekommen.
Prashila gehört jetzt auch zu unserer Heimfamilie. Im Mai wird sie zwölf Jahre alt. Sie sei sehr still und zurückhaltend, meint Vinitha. Sicherlich wird sich das bald ändern, wenn sie sich erst mal bei uns eingelebt hat. Die Familiensituation in der Prashila aufgewachsen ist, war leider alles andere als gut. Der Vater hat durch seinen starken Alkoholkonsum seinen Arbeitsplatz verloren und seine Gesundheit ruiniert. Mittlerweile sei er geistig nicht mehr zurechnungsfähig. Die erwerbslose Mutter musste sich allein um die Familie kümmern. Da blieb die Fürsorge für Prashila auf der Strecke. Das Mädchen war sich selbst überlassen und den Alkoholattacken des Vaters schutzlos ausgeliefert. Es wird sicherlich lange dauern, bis Prashila wieder unbeschwert Kind sein kann.
Eine liebe Patin aus Deutschland hat sie auch schon, die uns dabei unterstützt Prashilas Zukunftsaussichten zu verbessern.
Zu Beginn des Jahres hat die Gemeinde Mabotuwana den Zugangsweg zum Chathura-Kinderheim ausbessern lassen. Drei Wochen lang war die Zufahrt zu unserem Haus nicht möglich. Alles musste mühsam zu Fuß über mehrere hundert Meter beigetragen werden. Besonders die schweren Reissäcke und die vielen Kilos Gemüse und Kokosnüsse waren eine körperliche Herausforderung. Alle waren heilfroh, als die Straße wieder befahrbar war. Noch steht nicht fest, ob überhaupt und wie hoch die Anlieger dafür zur Kasse gebeten werden.
Ende Januar 2012 hat Familie Keßler aus Pirmasens bereits zum zweiten Mal ihr Patenkind Nisansala besucht und dabei auch eine Spende des Rotary Clubs Pirmasens-Südwestpfalz übergeben.
Mit dieser Zuwendung konnten neue Bücher und Lern-DVDs angeschafft werden. Auch die zusätzlichen Waschplätze wurden damit verwirklicht.
Nisansala und ihre Heimgeschwister haben sich sehr über den Besuch gefreut.
Die zusätzlichen Waschplätze werden gemauert. Barfuß auf Schottersteinen mischen die Arbeiter den Beton.
Jetzt fehlt nur noch das Dach und der Stromanschluss.
Zwischenzeitlich wurde unser großes Grundstück eingezäunt. Um Ärger mit den angrenzenden Bauern zu vermeiden, die es mit dem Grenzverlauf nicht zu genau nahmen, war diese Einzäunung notwendig geworden. Gleichzeitig kann man damit aber auch verhindern, dass sich Wasserbüffel und Wildschweine in dem sumpfigen Gelände suhlen und tiefe Löcher und Gräben zurücklassen. Zu unserem Leidwesen haben wir immer noch keine Genehmigung erhalten, das Grundstück zu befestigen um es als Spielplatz für die Kinder oder wenigstens als Gartenland zu nutzen. Die Behörden zeigen sich in dieser Sache sehr unnachgiebig. Nur eine Bewirtschaftung als Reisfeld sei möglich, was für uns allerdings mehr Kosten als Ertrag bringen würde.
Auch die Malerarbeiten für den Holzschutzanstrich am Dach sind jetzt fertig. Man mag gar nicht hinschauen, auf welchen waghalsigen Gerüstkonstruktionen die Arbeiter herumgeturnt sind.
Im Februar 2012 hat die Familie Danysz ihr Patenkind Dilki besucht.
Besuche sind sehr wichtig für unsere Kinder. Nur so können sie die Menschen kennenlernen, die unser Projekt unterstützen und ihnen dadurch eine geborgene Kindheit im Chathura-Kinderheim ermöglichen.
Natürlich freuten sich unsere Mädchen auch über die vielen Geschenke und die neuen Hochbetten von Familie Danysz. Die alten Holzbetten waren von Termiten befallen, deshalb waren sie nicht mehr stabil.
Die neuen Metallbetten werden gerade in Handarbeit von dem Schmied in Mabotuwana angefertigt.
Der freie Platz im Hof, neben unseren beiden Gebäuden, ist nicht sehr groß. Viel zu klein für fast zwanzig lebhafte Mädchen, die sich auch mal richtig austoben möchten. Schade, dass wir unser großes, brachliegendes Gelände dafür nicht nutzen dürfen. Eine Lösung musste gefunden werden. Die Idee kam von unserer Vinitha. Unsere bebaute Fläche fällt mit einem Hang zum Nachbargrundstück ab. Dieser Hang wird derzeit nicht genutzt. Wenn wir unsere Begrenzungsmauer und den Zaun direkt auf die Grenze zum Nachbarn versetzen und den Hang auffüllen, könnten wir eine Fläche von ca. 50-60 qm dazu gewinnen. Das würde ausreichen, um ein paar Spielgeräte aufzustellen. Diese gute Idee haben wir gleich in die Tat umgesetzt. Die ersten Fotos von diesen Arbeiten habe ich auch schon bekommen.
Ich kann mir schon recht gut vorstellen, wie unsere Mädchen auf dem schattigen Platz zwischen den Bäumen schaukeln und turnen. Da sich schon wiederholt, kleine, grüne Schlangen angeschlichen haben, die wirklich gefährlich werden können, soll die bisherige Grasfläche durch Pflastersteine ersetzt werden. Dann können die Kinder die Schlangen besser sehen und Vorsorge treffen. Diese Probleme haben wir hier bei uns glücklicherweise nicht. Damit sich die Kinder auf dem harten Pflaster nicht verletzen, soll ein Spielfläche unter der Schaukel frei bleiben.
Unser großes Eingangstor musste repariert werden, da es sich nicht mehr rollen ließ. Die durch einen Sturm abgerissenen Dachplatten wurden mittlerweile auch erneuert. Über Monate sind nun schon fast täglich Arbeiter im Kinderheim beschäftigt. Damit geben wir Handwerkern aus der Umgebung eine Verdienstmöglichkeit, die sie ohne unser Hilfsprojekt nicht hätten.
Neben der Betreuung der Kinder und der täglichen Büroarbeit musste Vinitha in den vergangenen Monaten auch noch die Arbeiten der Handwerker überwachen. Wirklich keine leichte Aufgabe.
Wenn alle Bauarbeiten rund ums Haus abgeschlossen sind, kommt eine neue Herausforderung auf unsere Vinitha zu. Sie hat sich entschlossen eine Fahrschule zu besuchen, um den Führerschein zu machen. Vormittags, wenn die Kinder in der Schule sind, wird sie dann mit dem Bus nach Galle zur Fahrschule fahren. Mit Führerschein könnte sie selbst unseren alten Van fahren um Kinder zum Arzt zu bringen oder dringende Besorgungen zu erledigen. Derzeit muss dafür immer Amarathunga den weiten Weg aus Galle zurücklegen. Ich bewundere sie und bin richtig stolz auf Vinithas Courage. Nur sehr wenige Frauen besitzen in Sri Lanka bisher einen Führerschein.
Es ist ein wirkliches Glück für unser Hilfsprojekt, dass wir Vinitha haben.
Von Herzen möchte ich ihr an dieser Stelle einmal dafür Danke sagen.
Sie ist nicht nur eine herzengute Mama für unsere Mädchen, die sich mit Liebe und aller Kraft dafür einsetzt, dass es die Kinder einmal besser haben sollen, sie ist mir selbst auch zu einer Freundin oder sogar zu einer Schwester geworden. Oft bedauere ich es, dass ich so weit weg bin und sie nicht bei ihrer Arbeit unterstützen kann. All die vielen Besucher, die sie mittlerweile kennengelernt haben, werden mir sicherlich Recht geben.
Eine sehr gute Nachricht haben wir auch noch zu melden.
Die Globus-Stiftung St. Wendel hat unseren Förderantrag bewilligt und wird im Jahr 2012 die Unterhalts-kosten für 10 Monate für das Chathura-Kinderheim übernehmen. Durch diese großzügige Spende können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Die Kosten für Lebensmittel, Kleidung, medizinische Versorgung, Schulsachen, Telefon, Strom und auch die Gehälter für Betreuer und Nachhilfelehrer sind für dieses Jahr fast vollständig gesichert.
Dafür bedanken wir uns von ganzem Herzen.
Das waren die Neuigkeiten aus dem Chathura-Kinderheim in Mabotuwana.
Bis bald .....
Ihre
Anneliese Woll
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.