Kalpani kommt als zweite Betreuerin ins Chathura-Kinderheim
Was hat sich im Chathura-Kinderheim getan? Hier können Sie's nachlesen.
Ende September hat das Jugendamt wieder alle Kinderheime im Distrikt Galle anlässlich des Weltkindertages zu einem Wettbewerb in die Townhall von Galle eingeladen. Es wurde gesungen, getanzt und es wurden auch Theaterstücke aufgeführt. Trotzdem, dass viele unserer Mädchen im August an Mumps erkrankt waren, hat es unsere Vinitha geschafft, in wenigen Wochen ein Theaterstück mit den Kindern einzuüben. Unsere Mädchen vom Chathura-Kinderheim haben damit die Jury überzeugt und den zweiten Platz gewonnen.
Das Stück spiegelt die reale Situation vieler unserer Kinder wider. Der Vater tötet im Alkoholrausch seine Frau und zerstört damit auch sein Leben. Die Kinder verbringen ihre Kindheit deswegen in Kinderheimen und können sich kaum noch an ihre Mutter erinnern. Die Idee und Ausführung für dieses Stück lag allein bei Vinitha und Amarathunga.
Unsere Mädchen freuten sich riesig, dass sie den zweiten Platz gewonnen haben.
Am 18. Oktober sind Devika und Nadisha zu uns gekommen. Devikas Eltern sind geschieden. Obwohl die Eltern Tamilen sind, spricht Devika gut Singhalesisch. Sie lebte nach der Scheidung bei ihrer Mutter, die zwischenzeitlich wieder geheiratet hat. Während die Mutter bei der Arbeit war, vergriff sich der Stiefvater an dem 13 jährigen Mädchen. Da ihr leiblicher Vater auch wieder verheiratet ist und auch dort die Familiensituation nicht die Beste ist, kam Devika zuerst in ein staatliches Waisenhaus und wurde dann uns übergeben. Sie ist ein sehr stilles, liebes Mädel und wir hoffen, dass sie bei uns bald alles vergisst und wieder ein unbeschwertes Kind wird.
Bei Nadisha liegt die Situation etwas anders. Ihre Eltern kamen mit ihrer 12-jährigen Tochter nicht mehr zurecht. Sie ging nicht mehr zur Schule und schlief nachts nicht mehr zu Hause. Sie traf sich mit fremden Männern und ließ sich von denen aushalten. Für die Eltern war es sehr schwer mitanzusehen, wie ihre Tochter immer mehr auf die schiefe Bahn gerät. Der einzige Ausweg blieb, dass sich das Jugendamt um Nadisha kümmert. Auch sie war einige Zeit in einem staatlichen Kinderheim untergebracht, bevor sie zu uns kam. Wir hoffen sehr, dass Nadisha bald einsieht, dass wir es gut mit ihr meinen und sie sich gut bei uns einlebt.
Seit zwei Monaten lebt nun Kumari bei uns. Sie ist jetzt 12 Jahre alt. Als sie noch ein kleines Baby war, hat sie ihre unverheiratete Mutter bei ihrer Großmutter zurückgelassen und ist bis heute verschwunden. Als die Großmutter starb, kam Kumari in ein staatliches Waisenhaus. Dort hat sie bis vor einem Jahr gelebt, jedoch hat sich in diesem Waisenhaus niemand so recht um das Mädchen gekümmert. Sie ist dort zwar zur Schule gegangen, kann aber bis heute noch nicht Lesen und Schreiben. Vor ein paar Monaten wurde Kumari von einem singhalesischen Ehepaar adoptiert. Die finanzielle Situation in ihrer neuen Familie war sehr gut und Kumari wäre gut versorgt worden. Aber finanzielle Absicherung ist nicht das Wichtigste. Kumari hat sich bei ihren Adoptiveltern nicht wohlgefühlt und wollte einfach nur weg. Wieder kam sie in ein staatliches Waisenhaus und wurde im September 2012 ins Chathura-Kinderheim verlegt. Da Kumari keine weiteren Angehörige hat, wurde sie wieder zur Adoption freigegeben. Es ist sehr schwer, ein Kind mit zwölf Jahren in eine Familie zu integrieren, das in seinem bisherigen Leben nur herumgestoßen wurde und noch nie eine feste Bezugsperson hatte.
Mitte November wurde Nadika von ihrer Mutter zu uns gebracht. Das Jugendamt hat der Mutter die Erziehungsberechtigung entzogen. Auch Nadika ist eineTamilin, was aber hier keine Rolle spielt. Nadika sprach schon daheim Singhalesisch. Der Vater hat die Familie verlassen und weder die mittellose Mutter, noch ihre älteren Geschwister sind in der Lage für Nadika zu sorgen. Wo der Vater jetzt lebt ist unbekannt. Nadika hat sich im Babyalter am offenen Herdfeuer den Hinterkopf verbrannt. Dort fehlen ihr viele Haare, die auch nicht mehr nachwachsen. Wenn man ihre restlichen Haare aber geschickt frisiert, kann man die kahlen Stellen gut kaschieren.
Seit Anfang November arbeitet Kalpani als zweite Betreuerin und Nachhilfelehrerin im Chathura-Kinderheim.
Die Kinder mögen sie sehr gern, denn sie versteht es liebevoll und mit sehr viel Geduld den Kindern bei den Hausaufgaben für die Schule zu helfen. Wir hoffen, dass sie lange bei uns bleibt. Sie hat den A-Level Schulabschluss (Abitur) und spricht zudem sehr gut Englisch. Sie wird unsere Mädchen auch die Geheimnisse des Computers erklären. Kalpani ist genau die Betreuerin, auf die wir schon fast zwei Jahre warten.
Seit Ende Oktober 2012 bin ich für fast drei Monate im Chathura-Kinderheim zu Besuch. Was ich in dieser Zeit so alles erlebt habe, können Sie demnächst in meinem Reisebericht nachlesen.
Bis bald....
Ihre
Anneliese Woll
Kinderhilfsprojekt Galle - Sri Lanka e.V.